Blumige Hochzeitsbräuche
Reis werfen, einen Baumstamm zersägen oder die Braut entführen – in den letzten Jahren erleben traditionelle Hochzeitsbräuche und Rituale eine starke Renaissance.
Bei einigen Hochzeitsbräuchen spielen auch Blumen eine wichtige Rolle. Wir stellen sie Ihnen hier vor:
Die geschmückte Hochzeitskutsche bzw. das Hochzeitsauto
Der Blumenschmuck für das Fahrzeug muss nicht unbedingt weiß oder rosa sein, wie dieses Heideherz in Pink und Violett beweist. © Azerca
Die Fahrt zum Standesamt oder in die Kirche ist der Auftakt jeder Hochzeit. Egal ob Hochzeitskutsche, exklusiver Oldtimer oder auch nur der familieneigene Kleinwagen: Erst der Blumenschmuck auf und an dem Fahrzeug signalisiert auch Unbeteiligten, in welcher besonderen Mission es unterwegs ist. Erstmals an diesem Tage stehen die Brautleute damit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Also werden Kutsche oder Auto mit Girlanden und Gestecken geschmückt. Das ist bei modernen und damit glatten Fahrzeugen nicht immer ganz einfach, denn der Schmuck sollte verkehrssicher angebracht sein, damit er nicht während der Fahrt davonfliegt. Eine gute Floristin oder ein Florist mit entsprechender Erfahrung versteht es, solche Gestecke richtig anzubringen.
Der Brautstrauß
Traditionellerweise sucht der Bräutigam den Brautstrauß aus und überreicht ihn der Braut – allerdings erst kurz vor dem Standesamt oder der Kirche. Von nun an ist es die Aufgabe der Braut, auf den Strauß sorgsam aufzupassen, denn wenn es einem der Gäste gelingt, den Strauß in einem unbeobachteten Moment zu stibitzen, so hat er damit auch die Braut „gestohlen“. Ein weiteres Ritual ist das Werfen des Brautstraußes: Gegen Ende der Hochzeitsfeier wirft die Braut ihren Strauß mit verbundenen Augen oder mit dem Rücken zur Hochzeitsgesellschaft in Richtung der weiblichen Gäste, die noch unverheiratet sind. Diejenige Frau, die den Brautstrauß fängt, wird – so glaubt man – dann als Nächste heiraten.
Blüten streuende Blumenkinder
Eine Tradition, die vor allem für Fotografen auf Hochzeitsfeiern ein optisches Highlight darstellt: Beim Auszug des Brautpaares aus der Kirche schreiten vor ihnen Kinder, die aus Körben Blütenblätter auf den Boden streuen. Ein heidnischer Brauch soll der Ursprung dieses Rituals sein: Der Duft der Blüten soll Fruchtbarkeitsgöttinnen anlocken, die dann dem frischvermählten Paar reichlich Nachwuchs bescheren.
Das Werfen von Heideknospen statt Reis
Statt mit Reis kann das Brautpaar auch mit den Knospen von Heidepflanzen beworfen werden. © Azerca
Einer alten asiatischen Tradition folgend wird das Brautpaar beim Verlassen des Standesamtes oder der Kirche mit Reis beworfen. Die Hochzeitsgäste wünschen damit dem Brautpaar Fruchtbarkeit und einen reichen Kindersegen. Allerdings ist dieser Brauch mittlerweile in vielen Kirchen untersagt, da andere Passanten auf den Körnern ausrutschen können und Tauben oder Ratten angelockt werden. Hier bieten sich Callunen als blumige Alternative an: Die Knospen der Heidepflanzen können vor der Hochzeit von den Zweigen abgeribbelt und in Beuteln gesammelt werden. Die Knospen sehen Reiskörner sehr ähnlich und sind für Tauben oder Ratten unattraktiv. Doch auch hier gilt: In jedem Fall mit der Gemeinde absprechen und für die anschließende Beseitigung der Knospen sorgen.
Das Abtanzen des Kranzes
Viele Bräute tragen heute keinen Schleier mehr, sondern allenfalls einen Blütenkranz im Haar – vielleicht sogar aus Heidezweigen. Gegen Ende der Hochzeitsfeier, eventuell sogar genau um Mitternacht, wird dieser Strauß abgetanzt, oder besser, unter den weiblichen Gästen verteilt. Umringt von einem Kreis männlicher Hochzeitsgäste tanzt die Braut allein mit geschlossenen Augen. Die unverheirateten Frauen versuchen nun, den Kreis der Männer zu durchbrechen. Angeblich symbolisiert das Durchbrechen des Kreises den Abschied von der Jungfräulichkeit. Wer von den Damen diese erste Aufgabe geschafft hat, muss als zweite Aufgabe versuchen, ein Stück des Blütenkranzes zu erwischen. Wem das nicht gelingt, ist angeblich – so die Überlieferung – zur Ehelosigkeit verdammt.
Der gefüllte Brautschuh
Hier wurden der Braut gleich beide Schuhe entwendet und mit Callunenzweigen gefüllt. © Azerca
Am Abend der Hochzeitsfeierlichkeiten entwendet jemand der Braut heimlich einen Schuh – etwa wenn sie sich nach dem Tanzen etwas ausruht. Der geraubte Schuh wird mit Blumen gefüllt und neben einem vollen Glas Wein auf den Tisch der Brautleute gestellt. Gemeinsam müssen diese nun das Glas austrinken, erst dann darf die Braut den Schuh wieder anziehen. Mit diesem Brauch sollen die Brautleute ein langes gesundes Leben erhalten.